Weil politische und geopolitische Brüche selten entlang von Prognosen verlaufen, stellt sich die Frage, was eine robuste private Finanzplanung in politischen Krisen auszeichnet?
Mit Sicht auf die Prognoseunsicherheit in politischen Krisen hat die Neue Zürcher Zeitung am 28.12.2025 den Beitrag „Zwischen Abschreckung und Abstieg – Deutschlands Verteidigungsfähigkeit im Jahr 2050“ (1) veröffentlicht. Und weist hin: 9/11, Finanzkrise, Pandemie oder der Ukrainekrieg zeigen, dass Sicher geglaubte Annahmen können innerhalb kürzester Zeit obsolet werden.
Für eine robuste private Finanzplanung stellt sich daher nicht die Frage, was passiert („Was“ ist irrelevant, weil eben Annahme über die Zukunft in kurzer Zeit obsolet werden können) – sondern wie Vermögen strukturiert sein muss, wenn Annahmen falsch sind. Antworten geben wir hier stichwortartig:
Warum Prognosen keine stabile Grundlage sind
Auch die Finanzwelt ist kein Gegenbeispiel zur Prognoseunsicherheit, also hat eine robuste private Finanzplanung eine hohe Priorität.
Die globale Finanzkrise 2008 entstand weniger aus externen Schocks als aus falschen Modellannahmen: stabile Korrelationen, jederzeitige Liquidität, politisch neutrale Märkte.
Der entscheidende Unterschied zur Sicherheitspolitik:
- Finanzmärkte reagieren schneller
- Risiken werden dezentral verteilt
- Anpassung erfolgt kontinuierlich
Stabilität entsteht also nicht durch bessere Vorhersagen, sondern durch Fehlertoleranz. Wie bedeutsam Fehlertoleranz ist, zeigt auch Nassim Nicholas Taleb (Forscher in den Bereichen Statistik, Zufall und Epistemologie und ehemaliger Finanzmathematiker) in seinem Buch Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (2).
Robuste private Finanzplanung statt Zukunftswetten
Robuste Finanzplanung verzichtet bewusst auf konkrete Zukunftsbilder.
Im Mittelpunkt stehen stattdessen Fragen wie:
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Welche Risiken sind nicht modellierbar?
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Wo entstehen politische oder regulatorische Zugriffsmöglichkeiten?
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Welche Teile des Vermögens müssen jederzeit verfügbar bleiben?
Planung wird damit nicht prognostisch, sondern strukturell.
Strukturelle Diversifikation: Mehr als Streuung der Anlageklassen
Klassische Diversifikation (Aktien, Anleihen, Immobilien) greift zu kurz, wenn Risiken außerhalb der Märkte entstehen.
Ergänzend relevant sind:
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Jurisdiktionen
Unterschiedliche Rechts- und Eigentumssysteme – etwa in der Schweiz oder in Liechtenstein – reduzieren politische Klumpenrisiken. -
Lagerstätten & Verwahrung
Physische Vermögenswerte entfalten Schutz nur bei klarer Eigentumszuordnung und räumlicher Streuung, z. B. durch Verwahrung in Kanada. -
Zugriffsszenarien statt Renditeannahmen
Entscheidend ist nicht die erwartete Wertentwicklung, sondern die Frage: Unter welchen Umständen ist welches Vermögen verfügbar?
Gegenposition: Komplexität ist auch ein Risiko
Internationale Strukturen bedeuten:
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höhere Komplexität
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zusätzliche Kosten
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neue Abhängigkeiten
Robuste Finanzplanung ist daher keine Standardlösung, sondern immer eine Abwägung zwischen Einfachheit, Liquidität und Resilienz.
Zwischenfazit
Politische Krisen entwerten Prognosen – aber nicht Planung.
Robuste Finanzplanung akzeptiert Unsicherheit und richtet Vermögen so aus, dass auch falsche Annahmen überlebt werden.
Nicht die richtige Vorhersage schützt Vermögen,
sondern eine Struktur, die Prognosefehler aushält.
Ergänzung: Einordnung und Vertiefung
Wer sich intensiver mit dem Spannungsfeld aus Prognoseunsicherheit, politischen Brüchen und Finanzplanung beschäftigen möchte, für den/die vertiefen wir diese Gedanken regelmäßig in unserem Webinar „Finanzplanung“.
Dort geht es ausdrücklich nicht um Marktmeinungen, sondern um Strukturfragen: Liquidität, Zugriffsszenarien, Verlustbegrenzung und den Umgang mit Unsicherheit über lange Zeiträume.
Links und ergänzende Informationen
(1) NZZ, Zwischen Abschreckung und Abstieg – Deutschlands Verteidigungsfähigkeit im Jahr 2050, 28.12.2025
(2 Nassim Nicholas Taleb, Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen
Weiterführende Artikel:
Die Bank for International Settlements (BIZ) veröffentlicht in ihrem regelmäßigen Annual Economic Report wiederkehrende Analysen zu Systemrisiken, Modellunsicherheiten und Finanzstabilität.
FORAIM ist grundsätzlich (und zum Teil im Gegensatz zu großen Online-Player wie Scalable) der Meinung, dass Anlagestrategien generell stärker auf Risikovermeidung abgestellt werden sollten. Dazu: Anlagestrategien für Anfänger: Scalable stoppt Verlustbegrenzungsstrategie







