Vorwort: Dieser Beitrag beruht auf einem Newsletter Artikel der New York Times von Ende März 2025. Das Thema Klimarisiken und Kapitalanlage beschäftigt uns – ganz persönlich und privat – aber auch als Berater für unsere Kunden. Deswegen haben wir viel aus dem Newsletter übernommen.
Kapital bewegt die Welt. Zumindest theoretisch. In der Praxis sehen wir derzeit, wie unterschiedlich Kapital auf das Thema Klima reagiert – je nachdem, wer es verwaltet und für wen. Während sich große US-Vermögensverwalter und Banken scharenweise aus internationalen Klima-Initiativen zurückziehen (1), halten vor allem europäische und staatlich organisierte Pensionsfonds dagegen. Und zwar nicht aus Idealismus, sondern aus nüchterner Risikoabwägung.
Ein gutes Beispiel: Der öffentliche Pensionsfonds NYCERS, zuständig für die Altersvorsorge von rund 700.000 Beschäftigten und Ehemaligen der Stadt New York, ist der UN-nahen Net Zero Asset Owner Alliance beigetreten – ausgerechnet kurz nach dem Wahlsieg von Donald Trump. Der Zeitpunkt war nicht bewusst gewählt, aber dennoch bezeichnend: Man wollte ein Zeichen setzen, dass Klimarisiken nicht durch politische Stimmungen verschwinden.
Klimarisiken und Kapitalanlage: Langfristigkeit verändert die Perspektive
Pensionsfonds sind gezwungen, Jahrzehnte im Voraus zu denken. Und genau deshalb behalten sie Klimarisiken im Blick – weil sie real sind. Hitze, Extremwetter, regulatorische Umbrüche: Wer Renditeversprechen für 2050 gibt, muss sich fragen, in welcher Welt diese Rendite überhaupt erzielt werden kann. Hier unterscheidet sich die Denke fundamental von Asset Managern, die stark auf kurzfristige Quartalsziele getrimmt sind – und zunehmend unter politischem Druck stehen, ESG-Aspekte herunterzufahren.
Besonders spannend: Manche europäischen Fonds kehren US-Vermögensverwaltern wie State Street den Rücken und übertragen ihr Mandat an Unternehmen wie Amundi oder Invesco, die Nachhaltigkeit weiterhin glaubwürdig umsetzen. Kapital sucht sich eben seinen Weg – auch hier.
Was heißt das für uns als Berater und Sie als Anleger*In?
Aus unserer Sicht: Der ökologische Gedanke ist sinnvoll – aber nicht in jedem Teil des Portfolios. Dies ist wesentlich darin begründet, dass viele ökologisch orientierte Anlagelösungen häufig stärkere Kursschwankungen aufweisen. Für Kapital, das Sie kurzfristig (1 bis 3 Jahre) benötigen bleibt Schwankungsarmut und Verfügbarkeit das Maß der Dinge. Im mittelfristigen Bereich (4 bis 7 Jahre) sind moderate Kursschwankungen vertretbar. Je nach persönlicher Risikotoleranz erscheinen temporäre Kursverluste von ca. 10% vertretbar. Doch überall dort, wo Sie Kapital langfristig nicht benötigen, können und sollten ökologische Aspekte mit einfließen. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil Klimarisiken reale ökonomische Risiken sind – und gute Unternehmensführung langfristig bessere Ergebnisse liefert.

Was diese Anlageüberlegungen hier in Hinblick auf Kapital und Klimarisiken bedeutet, gilt nahezu ebenso in Hinblick auf Risiko- und Renditeprofile einzelner Kapitalanlagetöpfe für die Ruhestandsplanung. Detaillierte Informationen hierzu erhalten Sie in unseren Webinaren zur Ruhestandsplanung.
Fazit
Man muss Klimapolitik nicht mögen, um sie ernst zu nehmen. Wer heute in Infrastruktur, Versorgung oder globale Aktienmärkte investiert, kommt um eine Auseinandersetzung mit ökologischen Fragen nicht herum. Nicht jeder Fonds, der grün verpackt ist, liefert Substanz. Aber ein genauer Blick lohnt sich. Und ja – vielleicht stimmt es wirklich: Geld bewegt die Welt. Die Frage ist nur, in welche Richtung.
Links, Quellen:
(1) Die Könige der Geld-Elite pfeifen auf das Klima; rnd RedaktionsNetzwerk Deutschland, 10.1.2025