Versteckte Rentenkürzung heißt: Ihr Gehalt entwickelt sich ordentlich, aber das Durchschnittsentgelt steigt schneller – dadurch sammeln Sie weniger Entgeltpunkte pro Jahr, als Sie erwarten würden. Und ebenso steigt Ihre Rente weniger stark als erwartet. Dieser Beitrag hilft Ihnen die versteckte Rentenkürzung besser zu verstehen und gibt Hinweise, wie Sie dem entgegenwirken können.
Die gesetzliche Rente basiert auf einer einfachen Formel:
Monatsrente = Entgeltpunkte × aktueller Rentenwert × Rentenartfaktor × Zugangsfaktor (1)
Für die normale Altersrente sind meist entscheidend:
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Entgeltpunkte (Rentenpunkte) – Ihre „Lebensleistung“ in der Rentenversicherung
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der aktuelle Rentenwert – der Euro-Betrag pro Entgeltpunkt
Einen Entgeltpunkt erhalten Sie, wenn Ihr versichertes Jahreseinkommen so hoch ist wie das Durchschnittsentgelt aller Versicherten (2025: vorläufig 50.493 €) (2). Verdienen Sie weniger, gibt es entsprechend weniger Punkte, verdienen Sie mehr (bis zur Beitragsbemessungsgrenze), mehr Punkte.
Versteckte Rentenkürzung in der Rentenformel verstehen
Das jährliche Durchschnittsentgelt wird von der Bundesregierung auf Basis der Lohnstatistik des Statistischen Bundesamtes festgelegt.
Aktuell (vorläufig):
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2024: 45.358 €
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2025: 50.493 €
Das entspricht einem Plus von rund 11 %.
Die folgende Rechnung zeigt, dass genau dieser Sprung zu einem „versteckten Rentenverlust“ führt:
Wer 2024 genau 45.358 € verdient hat (≈ 1,0 Entgeltpunkt), bekommt bei gleichem Gehalt 2025 nur noch rund 0,9 Entgeltpunkte, weil die Messlatte – das Durchschnittsentgelt – bei 50.493 € liegt.
Die Logik:
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2024: 45.358 € / 45.358 € ≈ 1,0 Punkt
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2025: 45.358 € / 50.493 € ≈ 0,9 Punkte
Ihr Kontoauszug sieht gleich aus – Ihre Rentenbiografie aber nicht. Genau das ist die versteckte Rentenkürzung: Sie merken nichts auf der Gehaltsabrechnung, aber Ihre Entgeltpunkte wachsen langsamer.
Versteckte Rentenkürzung durch stark steigendes Durchschnittsentgelt 2025
Warum ist das 2025 so auffällig?
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Die Bundesagentur für Arbeit meldet für 2024 ein Medianentgelt von 4.013 € brutto pro Monat für Vollzeitbeschäftigte – rund 48.156 € pro Jahr – mit einem Lohnplus von etwa 5,7 % gegenüber 2023. (3)
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Das vorläufige Durchschnittsentgelt in der Rentenversicherung steigt aber von 45.358 € auf 50.493 € – also um ca. 11 %.
Viele Gehälter – gerade im gehobenen Angestelltenbereich – wachsen eher im Bereich 3–6 % pro Jahr, nicht im zweistelligen Bereich. Genau hier entsteht für Sie als gut verdienende Akademikerin die versteckte Rentenkürzung:
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Ihr Gehalt steigt „solide“,
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das Durchschnittsentgelt steigt noch schneller,
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Ihre jährlichen Entgeltpunkte liegen unter dem Vorjahreswert – obwohl Sie mehr verdienen als im Jahr davor.
Gleichzeitig weisen Faktenchecker wie CORRECTIV darauf hin: Die Rentenanpassung 2025 führt formal nicht zu einer direkten Rentenkürzung – die Renten wurden nominal um rund 3,7 % erhöht. Die Kritik an einer „indirekten Rentenkürzung“ bezieht sich also vor allem auf die Entgeltpunkte in der Erwerbsphase, nicht auf die laufenden Renten.(4)
Kurz gesagt:
Es geht nicht darum, dass die Regierung Ihnen Renten wegnimmt, sondern dass der Maßstab, an dem Ihre Lebensleistung gemessen wird, schneller steigt als Ihr persönliches Einkommen.
Wer von versteckter Rentenkürzung besonders betroffen ist
Ein Beispiel (diese Thematik kann selbstverständlich auch viele andere Berufsgruppen betreffen): Für alleinstehende Akademikerinnen ab 50 ist interessant: Wo liege ich eigentlich im Vergleich zum Durchschnittsentgelt?
Durchschnittsentgelt vs. Medianlohn – stille Falle für Akademikerinnen
Das Durchschnittsentgelt ist ein arithmetischer Mittelwert, in den auch sehr hohe Einkommen einfließen. Das Medianentgelt ist dagegen der „mittlere“ Lohn: 50 % verdienen mehr, 50 % weniger.
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2024 lag das Medianentgelt der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten bei 4.013 € brutto im Monat.
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Das vorläufige Durchschnittsentgelt 2025 (50.493 €) liegt darüber.
Das bedeutet:
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Viele Vollzeitkräfte, auch in qualifizierten Berufen, liegen unter dem Durchschnittsentgelt – sammeln also weniger als 1,0 Entgeltpunkt pro Jahr. (5)
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Teilzeitphasen (z. B. wegen Kindern, Pflege von Angehörigen, Weiterbildung) drücken den Durchschnitt noch weiter.
Gerade Akademikerinnen mit:
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längeren Teilzeitphasen,
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Karrierewechseln,
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Auslandsaufenthalten,
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oder einem Einstieg in die gut bezahlte Position erst mit 40+
haben oft über viele Jahre unterdurchschnittliche Entgeltpunkte – ein klassisches Muster für versteckte Rentenkürzung über das Durchschnittsentgelt.
Grundrente als Indikator für „dauerhaft unter Durchschnitt“
Die Regeln zur Grundrente (6) zeigen, ab wann man aus Sicht des Gesetzgebers als „Geringverdienerin mit langer Erwerbsbiografie“ gilt:
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Grundrentenzeiten zählen nur, wenn der Verdienst zwischen 30 % und 80 % des Durchschnittsverdienstes lag – das entspricht etwa 0,3 bis 0,8 Entgeltpunkten pro Jahr.
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Für 2025 bedeutet das:
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Untergrenze ca. 1.262 € brutto/Monat,
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Obergrenze ca. 3.366 € brutto/Monat.
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Wer über Jahrzehnte in dieser Spanne lag, hat systematisch unter dem Durchschnittsentgelt verdient – und ist maximal anfällig für versteckte Rentenkürzung, wenn das Durchschnittsentgelt stark steigt.
Auch wenn Sie als Akademikerin heute deutlich darüber liegen:
Die Vergangenheit mit Teilzeit, Elternzeit, Stipendium, Promotion etc. ist im Rentenkonto bereits gespeichert – inklusive aller Jahre mit unterdurchschnittlichen Entgeltpunkten.
Versteckte Rentenkürzung im Blick behalten: Was Sie konkret tun können
1. Eigene Entgeltpunkte auswerten
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Nehmen Sie Ihre Renteninformation oder fordern Sie eine Rentenverlaufsauskunft bei der Deutschen Rentenversicherung an.
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Teilen Sie die Summe der Entgeltpunkte durch die Zahl Ihrer Beitragsjahre.
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Um 1,0: Sie liegen im Schnitt etwa beim Durchschnittsentgelt.
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Deutlich darunter (z. B. 0,5–0,8): Hier hat die versteckte Rentenkürzung über Jahre kräftig mitgearbeitet.
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Fehler im Versicherungsverlauf (fehlende Zeiten, falsche Verdienste) kommen häufiger vor, als man denkt – Sozialverbände und Verbrauchermagazine empfehlen, den Verlauf systematisch zu prüfen und Lücken zu schließen. (7)
2. Szenarien durchrechnen
Rechnen Sie – oder rechnen wir gemeinsam – Szenarien:
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Szenario 1: Ihr Einkommen wächst wie das Durchschnittsentgelt.
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Szenario 2: Ihr Einkommen wächst langsamer (realistischer Fall).
Sie sehen sofort, wie sich die versteckte Rentenkürzung bei den Entgeltpunkten über 10–15 Jahre summiert – und wie groß die Lücke wird, die Sie durch private Vorsorge schließen sollten.
3. Rürup-Rente als Hebel gegen versteckte Rentenkürzung
Für viele Angestellte mit hohem Steuersatz ist die Rürup-Rente (Basisrente) ein spannender Hebel:
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Beiträge sind bis zu hohen Höchstbeträgen steuerlich absetzbar, der absetzbare Anteil liegt inzwischen bei 100 % der begünstigten Beiträge.
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Sie bauen damit eine zusätzliche, lebenslange Leibrente außerhalb der gesetzlichen Rentenformel auf – also unabhängig vom Durchschnittsentgelt.
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Auch noch in den letzten 5–15 Berufsjahren kann eine steueroptimierte Rürup-Strategie helfen, die Wirkung der versteckten Rentenkürzung gezielt zu kompensieren.
Natürlich gibt es auch Kritik:
Die nachgelagerte Besteuerung im Rentenalter, eingeschränkte Verfügbarkeit und Produktkosten müssen sauber bewertet werden. Verbraucherschützer weisen zu Recht darauf hin, dass sich Rürup nicht für alle eignet – insbesondere nicht für Menschen mit unsicherem Einkommen oder niedrigen Steuersätzen. Gerade aber für – gut verdienende Selbstständige und Akademiker:innen ab 50 – kann Rürup aber ein gezielt steueroptimiertes Gegengewicht zur gesetzlichen Rente sein. (8)
Fazit: Versteckte Rentenkürzung ernst nehmen – gelassen bleiben
Die versteckte Rentenkürzung entsteht nicht durch eine geheime Rentenklau-Aktion, sondern durch die innere Logik der Rentenformel:
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Ihre Rente misst sich am Durchschnittsentgelt – das 2025 vorläufig auf 50.493 € steigt.
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Viele reale Gehälter wachsen langsamer als die rund 11 % Sprung beim Durchschnittsentgelt.
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Dadurch sammeln Sie weniger Entgeltpunkte pro Jahr, als es Ihre Gehaltsentwicklung vermuten lässt.
Für alleinstehende Akademikerinnen ab 50 ist deshalb wichtig:
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Entgeltpunkte prüfen statt nur auf das aktuelle Gehalt zu schauen.
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Vergangene Teilzeit- und Übergangsphasen im Rentenkonto bewusst machen.
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Mit privater, steueroptimierter Vorsorge (z. B. Rürup) gezielt die Lücken schließen, die durch die versteckte Rentenkürzung entstanden sind.
Webinar-Einladung: Versteckte Rentenkürzung deshalb Rürup-Rente konkret durchrechnen
Unabhängig von einer möglichen versteckten Rentenkürzung ist in den meisten Fällen die gesetzliche Altersversorgung nicht ausreichend. Und selbst neuere Konzept, wie eine denkbare und wissenschaftliche Generationenrente, haben klar erkennbare Schwachstellen. Ob eine Rürup-Rentenversicherung für Sie eine richtige Strategie zur Verbesserung Ihrer Altersvorsorge sein kann und was diese Form der Altersvorsorge ermöglicht:
- Sehr hohe Steuerrückerstattungen
- Sparen und Anlegen in ETFs, aktiv gemanagten Fonds und/oder sicheren schwankungsfreien Anlageformen
- Steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge führt zu Hebel-Effekten, d.h. noch höhere Rendite möglich als es eine Anlage nur in ETFs bietet.
erfahren Sie in unseren regelmäßigen Kurz-Webinaren:Konkret! Rürup-Rente (Basisrente): Steuern sparen, Altersvorsorge sichern
Links:
(1) VermögensZentrum, Rentenpunkte in Tabellen: Wie viel ein Rentenpunkt 2025 wert ist, 20.Okt 2025
(2) Deutsche Rentenversicherung, Durchschnittseinkommen
(3) Bundesagentur für Arbeit, Analyse zur Entgeltstatistik 2024
(4) CORRECTIV, Nein, die Rentenanpassung 2025 ist keine indirekte Rentenkürzung, 13.11.2025
(5) Caritas DGS, Entgeltstatistik 2024 – Verdienst in Altenpflege erneut höher als Durchschnitt aller Berufe
(6) Finanztip, Wer die Grundrente bekommt und wie hoch sie ausfällt, 27.06.2025
(7) Hopkins Law, Rentenpunkte
(8) Verbraucherzentrale Hamburg, Rürup Rente? Ist die sinnvoll? aber auch: Procontra-online, Für wen lohnt sich eine Rürup-Rente? 18.07.2024







