Wie haben die Deutschen im vergangenen Jahr gespart und wie möchten sie im neuen Jahr sparen? Der Bundesverband deutscher Banken hat aktuell eine repräsentative Umfrageergebnisse zum Sparverhalten veröffentlicht (1). Das Ergebnis zeigt deutliche Verschiebungen bei den bevorzugten Anlagearten. Dazu und zu der Frage, ob die Umfrageergebnisse bei eigenen Anlageentscheidugen helfen können, im Folgenden mehr.
In der Umfrage wurden folgende Anlagemöglichkeiten betrachtet: Investmentfondsanteile (wozu auch ETFs gehören), Sparkonten und Sparpläne, Aktien, Immobilien und Gold. Die Befragten konnten auch mehrere Anlageklassen nennen. Welche Verschiebungen sich bei den einzelnen Geldanlagemöglichkeiten in 2021 im Vergleich zu 2020 ergeben, zeigen die folgenden Darstellungen.
Lassen sich aus diesen Ergebnissen nun Rückschlüsse für die persönlichen Anlagestrategien ziehen?
Wie könnte der/die Sparer/in vorgehen, um für sich persönlich hieraus Anlageentscheidungen abzuleiten? Zunächst einmal wird es interessant sein, zu sehen, ob er oder sie sich hier wiederfindet.
Er/sie findet sich wieder.
Daraus könnte gefolgert werden, dass die richtige Spar- und Anlagestrategie gewählt wurde. Nach dem Motto: So falsch kann es nicht sein, was alle machen. Wissenschaftlicher ausgedrückt, würde man sagen, es sei sinnvoll der Schwarmintelligenz (2) zu folgen.
Es gibt durchaus Stimmen, die der so genannten Schwarmintelligenz eine hohe Bedeutung beimessen. Allerdings würde dies bedeuten, dass man damit einer Herde von Anlegern folgt. Im Bereich der Geldanlagen hat eine solche Verhaltensweise aber bestenfalls kurzfristig Erfolg. (Diese Aussage mag grundsätzlich gelten. In dieser konkreten Betrachtung ist allerdings zu beachten, dass die privaten deutschen Sparer wohl nicht genügend Geld aufbringen, um Kurse dauerhaft nach oben zu bewegen). Schaut man sich weiterhin den Kenntnisstand vieler privater Sparer/Innen zu Funktionsweisen, Risiken und Chancen von unterschiedlichen Geldanlagen an, ist auch grundsätzlich zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist, hier an die Schwarmintelligenz zu glauben.
Er/sie findet sich nicht wieder.
Dann sollte sich der oder die Sparer/In sehr genau fragen, weshalb andere Anleger eine andere Anlagestrategie gewählt haben. Es kann gute Gründe dafür geben. Es ist aber auch möglich, dass einfach so wie in der Vergangenheit weiter gespart werden soll. Letzteres kann zu negativen Ergebnissen führen, weil sich die Renditechancen und auch die Risiken der einzelnen Anlagemöglichkeiten im Laufe der Zeit verändern. Es bietet sich also in jedem Fall an, die bisher getätigten Sparvorgänge zu überprüfen, auch wenn man nicht an die Schwarmintelligenz glaubt.
Auf jeden Fall: Mehr Informationen sammeln.
Unabhängig von den vorgenannten Überlegungen ist es aber in jedem Fall sinnvoll, zusätzliche Informationen zu sammeln. Dazu einige generelle Aussagen von uns, der Hamburger Finanzberatung FORAIM zu den von den privaten Sparern/Innen beabsichtigten Verschiebungen zwischen unterschiedlichen Sparformen:
- Im Hinblick auf Renditechancen ist es richtig verstärkt auf Investmentfonds zu setzen. Dies können sowohl aktiv gemanagte Investmentfonds als auch ETFs sein. Es ist also positiv zu beurteilen, dass Sparer diesen Bereich verstärkt berücksichtigen wollen. Allerdings gibt es verschiedene Arten von Investmentfonds mit unterschiedlichen Risiken und Chancen.
- Nicht ganz so eindeutig positiv beurteilen wir das verstärkte Interesse an Gold. Die Preise für Gold sind zwar etwas gesunken, aber es ist keineswegs sichergestellt, dass Gold noch einmal einen solchen Aufschwung erlebt, wie in den vergangenen Jahren. Grundsätzlich macht ein gewisser Anteil Gold innerhalb der Gesamtanlage durchaus Sinn. Wegen der Ungewissheit der Goldpreisentwicklung halten wir allerdings Sparpläne für sinnvoller als Einmalanlagen.
- Unter Renditeaspekten sind Tagesgeldanlagen sicherlich nicht interessant. Im Vergleich zu den anderen Anlageformen besteht nur der Vorteil, dass diese Anlageform nicht im Kurs schwankt. Es kann sich also zwischenzeitlich kein negatives Ergebnis darstellen.
- Das verstärkte Interesse an Immobilien ist in der aktuellen Marktlage verständlich. Besondere Vorteile können sich bei dieser Anlageform ergeben, wenn die Immobilie zum Teil über die sehr zinsgünstigen Kredite finanziert werden.
Unabhängig von dieser Bewertung der einzelnen Anlageklassen denken wir aber, das es der falsche Ansatz ist, zu diskutieren, in welche Anlageklasse in diesem Jahr mehr investiert werden sollte. Die Wahl der richtigen Anlageform sollte zunächst ausschliesslich von persönlichen Lebenszielen bestimmt werden. Für den Aufbau einer privaten Altersversorgung ist es z.B. unter Renditeaspekten in den meisten Fällen sinnvoll, mehr Geld in Investmentfonds anzulegen. Dies gilt besonders, wenn der Ruhestand noch in weiter Zukunft liegt. Zwischenzeitliche Kursverluste sind dann in der Regel nicht so gravierend. Bei der Festlegung der Summe für diese Art der Sparvorgänge ist allerdings zu berücksichtigen, dass bis zum Eintritt des Ruhestand so einiges geschehen kann. Wenn dann zusätzliches Geld benötigt wird, kann sich im Nachhinein herausstellen, dass es falsch war, überwiegend für die Altersversorgung in Investmentfonds zu sparen. Denn es könnten gerade dann Verluste auftreten sein, wenn dieses das Geld benötigt wird.
Dies zeigt, dass zunächst nicht die Wahl der optimalen Spar oder Anlageform entscheidend ist, sondern die richtige Planung zur Aufteilung des Sparbetrages, sodass in unterschiedlichsten Lebenssituationen über einen Teil der angelegten Gelder ohne das Risiko zu hoher gerade dann aufgetretener Wertverluste verfügt werden kann. Mit ein wenig Mathematik lassen sich hier sinnvolle Strategien erstellen. Wie so etwas geht zeigen wir in einer persönlichen Beratung und oder auf unseren Veranstaltungen zur Planung der Altersvorsorge. Hier finden Sie die Übersicht unserer aktuellen Online-Veranstaltungen. Direkt Kontakt mit uns aufnehmen können Sie hier.
Quellen/Hinweise
Dieser vorgenannte Artikel ersetzt niemals eine individuelle Anlageberatung. Die Einschätzung der Entwicklung einzelner Anlageklasse ist subjektiv. Sie stellt keine Kapitalmarktprognose dar.
Links
(1) Bundesverband deutscher Banken, 30.12.2020, So haben die Deutschen ihr Geld im Corona-Jahr angelegt
(2) Wir verwenden hier den Begriff „Schwarmintelligenz“ in eher „plakativem“ Sinne. Tatsächlich wird der Begriff sehr unterschiedlich in verschieden Wissenschaftsbereichen verwendet. Als erste Übersicht bietet sich der Beitrag aus Wikepedia zur kollektiven Intelligenz an.