So, dann haben wir jetzt die erste Pleite einer deutschen Bank in diesem Jahr. Die Bremer Bank Greensill hat jetzt Insolvenz angemeldet. Greensill, kennen Sie nicht? Auch wenn Ihnen dieser Name nichts sagt, sollten Sie weiterlesen. Denn bei dieser Bank handelte es sich um eine der Banken, die in letzter Zeit relativ lukrative Zinsen für Tagesgeld und Festgeld angeboten hatte.Es stellt sich hier also die Frage, wie es um die Sicherheit von Tagesgeld steht und ob hier möglicherweise ein grundsätzliche Transparenzproblem besteht.
Zunächst, was sprach dafür, dass man keine Gefahr für Sparanlagen in Form von Tagesgeld vermuten musste?
- Die Ratingagentur Scope hatte der Bank bis zuletzt ein (gutes) Investment-Grade-Rating gegeben (1).
- Die Tagesgeldanlagen bei der Greesill Bank wurden auch (nicht nur) über Zinsportale vermittelt. Der Chef eines dieser Zinsportale äußerte sich wie folgt: Die Greensill-Bank sei … mit rund 500 Millionen Euro Eigenkapital gemessen am Einlagenvolumen und dem Risiko sehr gut kapitalisiert gewesen und habe profitabel gearbeitet. Selbst „Finanztest“ habe das Institut empfohlen.“ (2)
Aber wie stand es mit weiteren Information, die zu mehr Transparenz hinsichtlich der möglichen Risiken geführt hätten?
Hier ist wie in so vielen Fällen vermeintlicher plötzlich wie aus dem heiteren Himmel auftretender großer Insolvenzen im Finanzbereich festzuhalten, dass es durchaus schon weit vor der jetzt bevorstehenden Insolvenz ernsthafte Hinweise auf die mögliche Schieflage der Bank gab. Sie kennen dies vielleicht von dem Fall Wirecard. Im Fall der Greensill Bank kamen diese Hinweise nun nicht von engagierten Journalisten (Bei Wirecrard war es die englsche Zeitung Financial Times, die sehr früh berichtete). Zur Greensill Bank gab es bereits Anfang 2020 einen Hinweis auf Probleme, die auch der zuständigen Finanzaufsicht gemeldet wurden. Diese Warnungen kamen von durchaus berufener Stelle, dem Prüfungsverband des Bundesbank deutscher Banken (BdB) (3). Nur leider wurde diese kritische Beurteilung der Greensill Bank nicht der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Verständlich ist dieses Zurückhalten brisanter Informationen durch der Finanzaufsicht durchaus. Nicht jede kritische Situation einer Bank oder Sparkasse muss unweigerlich in das Aus führen. Und werden derartige Informationen zu früh veröffentlicht, könnte diese Mitteilung Unruhe auslösen und die Sparer/Innen veranlassen, schnell ihre Gelder von der jeweilige Bank abzuziehen. Womit in vielen Fällen das Schicksal einer vielleicht doch noch zu rettenden Bank besiegeln wäre. Aber: Transparenz schafft eine solche Vorgehensweise sicher nicht.
Wer zahlt nun für diese Intransparenz?
Befürchten müssen die die Anleger/Innen der Greensill Bank nichts. Wenn ihre Einlagen nicht mehr als 100.000 € betragen, zahlt die „gesetzliche“ Einlagensicherung. „Gesetzlich“ setzen wir deshalb in Anführungsstriche, um darauf hinzuweisen, dass es zwar ein Gesetz zur Einlagensicherung gibt, aber der Staat nicht für die Erfüllung dieses Anspruches gerade steht. Einfach ausgedrückt: Es gibt einen Rechtsanspruch auf Zahlung, es gibt aber keine absolute Garantie, dass diese Zahlung immer und in jedem Fall erfolgt. Dies wird nur dann der Fall sein, wenn die Einlagensicherung finanziell dazu in der Lage ist.
Und wie steht es hier mit der Transparenz?
Wir haben lange recherchiert, um zu erfahren, über welche Geldmittel die Einlagensicherung tatsächlich verfügt. Das Ergebnis der Recherche ist unbefriedigend. Immerhin lässt sich grob näherungsweise abschätzen, welche Risiken die Einlagensicherung verkraften könnte. Dazu haben wir geschrieben:
Gibt es denn keine einfache Möglichkeit – auch für Laien – das Risiko einer Tagesgeld oder Festgeld einzuschätzen?
Generell gilt hinsichtlich aller Geldanlage die Faustformel: Je höher der Zins (bzw. dieRendite ) ist, um so höher das Risiko. Dabei muss allerdings auch noch die Laufzeit und damit die mögliche zeitliche Bindung der Anlage berücksichtigt werden. Im Bereich der Tagesgeldanlagen würde demnach gelten – auch wenn Sie dies nicht gerne lesen -, dass ein negativer Zins weniger Risiko beinhalten müsste als irgendein Zinssatz über Null. Danach müsste man zum Beispiel Einlagen bei der Haspa empfehlen, denn diese Sparkasse hat jüngst einen Negativzins von -0,5% bereits für Einlagen ab 50.000 € eingeführt. Nur ganz so einfach würde uns diese Empfehlung auch nicht fallen, denn mit einem Gewinn von nur 9 Millionen Euro fällt das Ergebnis für eine der größten Sparkassen auch nicht gerade überragend aus (4).
Was bleibt?
Banken verdienen auf unterschiedlichste Weise Geld und bedienen sich dabei unterschiedlichster Möglichkeiten, die der ganze Finanzmarkt bietet. Wo und in welchem Umfang die Banken genau die Gelder anlegen, ist aber häufig schwer nachzuvollziehen. Die Sicherheit der Anleger hängt damit stark auch vom Geschick der zuständigen Manager ab. Es bleibt bei dieser Form der Anlage also nur das Vertrauen in die Bank und das Vertrauen in die Einlagensicherung. Vollkommene Transparenz gibt es nicht. Jede/r Anleger/In kann aber in wesentlich höhrem Umfang Transparenz erlangen und viel genauer die Chancen und Risiken abschätzen, wenn er/sie selbst ohne den Umweg über eine Bank die Möglichkeiten der Finanzmärkte nutzt. Dies geht zum Beispiel mit ETFs und Investmentfonds. Wir unterstützen Sie dabei und zeigen Risiken und Chancen auf.
Quellen/Links
(1) Börsenzeitung, 5.3.2021: Greensill Bank steuert auf Insolvenzantrag zu
(2) Fonds Online professionell 8.3.2021: „Weltsparen“-Chef kontert Vorwürfe wegen Greensill-Drama
(3) finanz-szene.de 5.3.201 Die Mündelbank des BdB – und der Rollenwechsel des Herrn K.
(4) finanz-szene.de 19.2.201 Corona? Come on … Die wahren Gründe für den Haspa-Crash