In der Finanzwelt hängt vieles miteinander zusammen und größere Veränderungen zeigen sich im Kleinen. Immobilienanleger:innen haben bei der Einschätzung, ob eine Immobile sich als Geldanlage positiv entwickeln wird, vielfältige Einflussfaktoren zu beachten. Dabei empfiehlt es sich, nicht nur die berühmten 3 Kriterien: 1. Lage, 2. Lage und 3. Lage als Entscheidungskriterium zu berücksichtigen. Wichtig ist nicht nur zu entscheiden, welche Immobilie gekauft wird, sondern auch wann die Immobilie gekauft wird. Der Zinstrend für Immobilienkäufer ist also ein wichtiges Entscheidungskriterium. Dieser Zinstrend wiederum wird auch -aber nicht nur – vom Trend der Entwicklung der Inflationsrate bestimmt. Wobei eine ansteigende Inflationsrate wiederum ein Grund sein könnte, den Kauf einer Immobilie als Inflationsschutz zu überlegen.
Zu den Erwartungen professioneller Anleger hinsichtlich der Inflationsentwicklung haben wir jüngst in unserem Beitrag „Immobilie als Geldanlage im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld“ berichtet. Bewahrheitet sich deren Einschätzung, könnte die Inflationsentwicklung weiter anziehen. Allerdings ist es wichtig, dass unsere dort geäußerte Einschätzung zur Zinsentwicklung differenzierter betrachtet wird.
Differenzierte Betrachtung zum Zinstrend : Die EZB
Die Entwicklung der Zinsen wird massgeblich von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bestimmt. Dafür stehen ihr verschiedene Instrumente zur Verfügung. Ein Instrument ist zum Beispiel der Kauf von Anleihen, primär Staatsanleihen aber nicht nur diese. Kauft die EZB im nennenswerten Umfang Staatsanleihen auf, wirkt dies gegen steigende Zinsen. Aktuell sieht es nicht danach aus, dass die EZB ihre Geldpolitik ändert, sodass die Zinsen von dieser Seite die Zinsen unverändert niedrig bleiben. Staatsanleihen wiederum stellen eine bedeutende Form der Anlagen von Versicherungen dar. Hier scheinen insoweit nicht so schnell Zinssteigerung zu erwarten sein, was den Aufbau einer Altersvorsorge über konventionelle Renten- oder Lebensversicherungen unattraktiv macht.
Anders der Zinstrend bei Immobilienerwerb
Der Zinstrend im Bereich der Immobilienfinanzierung zeigt allerdings in eine andere Richtung. In den letzten 3 Monaten zeigt sich ein deutlicher Zinsanstieg:
Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau – eine Bank im Besitz des Staates, die unter anderem die Aufgabe hat besonders definierte förderungswürdige Finanzierungsvorhaben zu unterstützen – hat im Bereich der Sonderprogramme für Immobilien gerade den Zins erhöht.
Der zeitliche Aspekt eines möglichen Zinstrend
Eine differenzierte Betrachtung des Zinstrends muss also kein gleiches Ergebnis für die Entwicklung der Zinsen von Staatsanleihen, Zinsen für Tagesgeldanlagen und Zinsen für Immobilienkredite aufzeigen. Zumindest auf kürzere Sicht. Auf längere Sicht wird sich in der Regel ein gleicher Zinstrend entwickeln.
Immobilienkäufer:innen haben aber in der Regel keinen sehr langfristigen Zeithorizont, um zu überlegen, ob sie eine Immobilie als Geldanlage kaufen möchten. Denn wer zu lange wartet, könnte von einem steigenden Trend der Inflationsrate überrascht werden. Eine solche Entwicklung könnte dann zu noch weiter steigenden Immobilienpreise führen. Der Inflationsschutz der Immobilie als Geldanlage müsste also noch teurer erkauft werden.
Überraschungen beim Zinstrend durch die Zentralbanken?
Grundsätzlich wollen Zentralbanken mit deren Geldpolitik für Geldanleger:innen und Kreditnehmer:innen berechenbar sein. Dennoch könnten sie bei weiter stark ansteigender Inflation gezwungen sein, auf ein „bewährtes (?)“ Mittel der Inflationsbekämpfung zurückzugreifen. Und dieses Mittel sind Zinserhöhungen. Wie das Beispiel der Neuseeländischen Zentralbank zeigt, ist dies nicht aus der Luft gegriffen. Diese hat letzte Woche erstmals seit 7 Jahren den Leitzins erhöht, um die für dieses Jahr auf 4% steigende Inflation zu bremsen (1).
Zinserhöhungen der Zentralbanken um die Inflation zu bekämpfen, können aber wiederum zu anderen gravierden Problemen insbesondere für das Bankensystem führen, wie die BIZ (landläufig als Zentralbank der Zentralbanken bezeichnet) ausführt: „Denn mögliche temporäre Übertreibungen am Aktienmarkt interessieren unter dem Gesichtspunkt der Finanzmarktstabilität allenfalls am Rande. Anleihen haben zum Beispiel auf Banken das viel höhere „Ansteckungspotenzial“ (2).
Dilemma der Zentralbanken: Inflation oder Finanzmarktstabilität?
Wie sich die Zentralbanken also entscheiden, ob sie einen positiven Zinstrend unterstützen, um Inflationstendenzen entgegen zu wirken, oder ob sie Maßnahmen gegen steigende Zinsen ergreifen, um die Finanzmarktstabilität abzusichern, bleibt offen. Die Zentralbanken stehen hier vor einem Dillemma.
Der Zinstrend für Immobilienkäufer beinhaltet kein Dilemma
Wenn Privatanleger:innen nicht von plötzlich zu stark steigenden Zinsen überrascht werden, haben sie noch die Chance ihren Vermögensaufbau sowohl gegen die Gefahren einer Inflation als auch gegen die Gefahren einer Finanzkrise abzusichern. In der Regel entfalten Immobilien als eine Form der Kapitalanlage hier ihre Schutzfunktion. Daher ist es empfehlenswert sich mit den verschiedenen Aspekten einer Immobilie als Geldanlage zu beschäftigen. Einen guten Überblick bietet hierzu die kostenlosen 45-Minuten Webinare von FORAIM.
Quellen/Links:
(1) BÖRSE ONLINE, Neuseeland hebt Leitzins erstmals seit sieben Jahren an, 6.10.2021
(2) FFB Fondsgespräche, Droht eine Nachhaltigkeitsblase?, 7.10.2021(Inhalte nur für professionelle Anleger)